iStone – Das Gadget für den digitalen Entzug


iStone – Das Gadget für den digitalen Entzug

Kati Drescher und Dr. Ragnar Willer tauschten sich über ihre iStones mit Horst Bohnet, dem Erfinder der iStones, aus. Während der Slow Living Conference werden einige Exemplare der iStones für Konferenzgäste bereitgehalten, die ihr Smartphone ausschalten möchten, jedoch nicht das Gefühl vermissen möchten, etwas in der Hand zu halten, das sie an ihr Smartphone erinnert. iStones helfen nämlich digitalen Entzugserscheinungen entgegenzuwirken und damit die persönliche Konzentration zu erhöhen.

Ihr Projekt iStones hat uns sehr fasziniert. Dürfen wir mehr über Sie erfahren?

Ich bin Bildhauer, 53 Jahre alt, arbeite und lebe zusammen mit meiner Frau und unseren drei Töchtern auf einem abgelegenen Bauernhof in der Schweiz und liebe die Ruhe, saubere Luft und schöne Begegnungen.

Was sind iStones genau? Was muss ich mir darunter vorstellen?

iStone ist ein Kunsthandy aus Stein. Alles was ein Smartphone kann, kann das iStone nicht. Dafür macht es einem dank permanenter Stummschaltung Tag und Nacht unerreichbar. Das „smARTphone“ ist ein Statement für eine bewusste on-offline Balance, Entschleunigung und echte Kontakte Face to Face. Egal wo es gezückt wird, wird es zum talking piece und verhilft damit zu einer Auseinandersetzung rund um das Thema „digitale Kommunikation“. 

Was hat Sie zu diesem Projekt inspiriert?

Bildhauer waren schon immer Hardware-Spezialisten. Seit Jahrtausenden bringen sie Mitteilungen in Fels und Stein an und kommunizieren so bis heute mit uns. Als Künstler erachte ich es als meine Aufgabe, mich mit dem Zeitgeschehen auseinanderzusetzen. In der Schweiz gibt es mehr Handys als Einwohner! Die digitalen Kommunikationsmittel „handy-capieren“ zunehmend eine vernünftige zwischenmenschliche Beziehung. Tag und Nacht sind wir auf Empfang und können kaum mehr herunterfahren und die Stille geniessen. Das iStone ist meine künstlerische Antwort auf das Handy-Zeitalter und soll zum App-schalten animieren. 

Wie hat sich aus Ihrer Sicht die Gesellschaft durch die Digitalisierung verändert?

Es ist eine enorme Beschleunigung auf allen Ebenen eingetreten. Wir tragen in Form von Smartphones permanent das gesamte menschliche Wissen, riesige Adresskarteien, Terminkalender, Wetterbericht und News mit uns herum und können in der Fülle von Infos kaum mehr zwischen wichtig und unwichtig unterscheiden. Die Digitalisierung hat alles klein oder gar unsichtbar gemacht und trotzdem leiden wir zunehmend an ihrer Belastung. Während wir dauernd mit fremden oder fernen Menschen digital kommunizieren, verarmen echte Berührungen und Nähe. 

Gibt es in der Schweiz auch eine Slow Living Bewegung? Ist diese ländlich oder urban geprägt?

Eine eigentliche Bewegung kann ich leider noch nicht feststellen. Aber immerhin besitzen bereits über 2000 Personen ein iStone und ich hoffe mit meinem Steinzeit-Handy den Megatrend „Connectivity“ etwas unterbrechen zu können. Ich bin überzeugt, dass Ruhe und Zeit vermehrt gefragt werden und die Menschen sich nach offline Oasen sehnen. 

Was bedeutet Ihnen Slow Living ganz persönlich?

Ich besitze kein Handy und kein Auto. Wir haben einen grossen Garten und viele Tiere. In der Natur versuche ich der Langsamkeit zuzuhören. Die Ruhe und Weite habe ich in diesen Sommerferien wieder bei ausgedehnten Touren über etliche 4000er Berge der Schweizer Alpen geniessen können. Da wo die Luft dünn ist, wohnt die Stille.